Antibiotikaresistenzen: Eine wachsende Sorge für Mensch und Tier

Tzt. Elisabeth Helm GPCert SAS/SAM
Antibiotikaresistenzen bei Hund und Katze
Antibiotika sind zu einer der bedeutendsten Entdeckungen in der Medizin geworden und haben zahlreiche Leben gerettet – sowohl bei Menschen als auch bei Tieren. Leider hat der übermäßige Einsatz von Antibiotika jedoch zu einer besorgniserregenden Zunahme von Antibiotikaresistenzen geführt, insbesondere in der Tiermedizin.

Inhalt

Antibiotikaresistenzen: Eine wachsende Sorge für Mensch und Tier

Resistente Keime bei Hund und Katze

Antibiotikaresistenzen sind ein ernsthaftes Problem in der Tiermedizin, das nicht ignoriert werden darf. Um die Entstehung von Antibiotikaresistenzen bei Hunden und Katzen zu reduzieren, ist ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika von großer Bedeutung.

Was bedeutet Antibiotikaresistenz?

Antibiotikaresistenz bezieht sich auf die Eigenschaft von Bakterien, gegenüber der Wirkung von Antibiotika unempfindlich oder immun zu sein. Dies bedeutet, dass die Bakterien nicht mehr auf die üblichen therapeutischen Dosierungen eines Antibiotikums ansprechen und ihre Vermehrung und Aktivität weiterhin fortgesetzt werden können, trotz der Anwesenheit des antibiotischen Wirkstoffs.

Die Entstehung von Antibiotikaresistenzen ist ein natürlicher und evolutionärer Prozess. Wenn Bakterien unter Druck durch den häufigen Einsatz von Antibiotika geraten, selektiert die Umgebung für diejenigen Bakterien, die bereits über resistente Eigenschaften verfügen. Diese resistenten Bakterien können sich dann vermehren und ihre Resistenzgene an andere Bakterien weitergeben, was zu einer schnellen Ausbreitung von Resistenz führen kann.

Alexander Fleming, der Entdecker des Penicillins, warnte bereits in seiner Nobelpreisrede im Jahr 1945 vor der möglichen Entstehung von Antibiotikaresistenzen. Er sagte voraus, dass der übermäßige Einsatz von Antibiotika dazu führen könnte, dass Bakterien Resistenzen entwickeln.

Welpe in der Tierarztpraxis

Antibiotikaresistenzen und ihre Ursachen

Die Entstehung von Antibiotikaresistenzen hat verschiedene Ursachen, die es zu berücksichtigen gilt. Eine der Hauptursachen ist der unsachgemäße Einsatz von Antibiotika. Dies kann eine Unterdosierung, eine falsche Auswahl des Antibiotikums oder die vorbeugende Verabreichung von Antibiotika beinhalten. Ein weiteres Problem ist die nicht ordnungsgemäße Einhaltung der vorgeschriebenen Dauer der Behandlung.

Wenn Antibiotika nicht korrekt angewendet werden, wird das Risiko erhöht, dass sich resistente Bakterien entwickeln.

Ein anderer wichtiger Faktor ist der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung. In großen Tierbeständen, in denen Tiere auf engstem Raum gehalten werden, besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. Um diesem entgegenzuwirken, werden oft Antibiotika prophylaktisch eingesetzt, um mögliche Infektionen zu verhindern. Diese Praxis fördert die Entwicklung von Resistenzen, da Bakterien Selektionsdruck ausgesetzt sind und sich an die vorhandenen Antibiotika anpassen können.

Gesundheit für deinen Hund

Laut der Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) sterben jedes Jahr weltweit rund 700.000 Menschen an Infektionen durch resistente Bakterien. Wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, könnte diese Zahl bis 2050 auf 10 Millionen Todesfälle pro Jahr ansteigen. In der Tiermedizin liegen hierzu keine Daten vor.

Auswirkungen auf Hund und Katze

Die Auswirkungen von Antibiotikaresistenzen bei Hunden und Katzen können schwerwiegend sein. Eine der Hauptfolgen ist, dass Infektionen länger dauern können. Wenn ein Tier mit einem antibiotikaresistenten Keim infiziert ist, kann die Behandlung schwieriger werden und möglicherweise eine längere Therapiezeit erfordern. Dies kann dazu führen, dass das Tier länger leidet und es schwieriger wird, die Infektion unter Kontrolle zu bekommen.

Ein weiteres Problem ist, dass die wirksamen Behandlungsmöglichkeiten für bestimmte Infektionen begrenzt sein können. Wenn Antibiotika nicht mehr gegen bestimmte Bakterien wirken, stehen uns oft weniger Medikamente zur Verfügung, um das Tier zu behandeln.

In einigen Fällen gibt es möglicherweise überhaupt keine wirksamen Antibiotika mehr, was zu einer schweren Einschränkung bei der Bekämpfung von Infektionen führt.

Antibiotikaresistenzen können auch zu längeren und häufigeren stationären Aufenthalten führen. Hunde und Katzen, die mit resistenten Keimen infiziert sind, benötigen möglicherweise eine intensivere medizinische Betreuung, die längere stationäre Aufenthalte erforderlich macht. Dies belastet nicht nur das Tier, sondern auch den Besitzer, sowohl finanziell als auch emotional.

Resistente Keime können nicht nur Auswirkungen auf das individuelle Tier haben, sondern auch auf die Tierpopulation insgesamt. Wenn eine größere Anzahl von Tieren mit antibiotikaresistenten Keimen infiziert ist, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung auf andere Tiere und möglicherweise auch auf Menschen. Dies kann zu einem Anstieg der Infektionen und der Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in der gesamten Gemeinschaft führen.

Antibiotikaresistente Infektionen erhöhen nicht nur die Morbidität und Mortalität bei Menschen und Tieren, sondern haben auch erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft. Es wird geschätzt, dass die Gesundheitskosten im Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen weltweit bis 2050 bis zu 100 Billionen US-Dollar erreichen könnten.

Labrador Hund beim Tierarzt

Maßnahmen zur Bekämpfung

Um das Problem der Antibiotikaresistenzen in der Tiermedizin anzugehen, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. Eine Aufklärung der Tierhalter über den sachgemäßen Gebrauch von Antibiotika ist von größter Bedeutung.

Dies schließt angemessene Diagnoseverfahren, die richtige Dosierung und Dauer der Behandlung sowie den Einsatz von Antibiotika als gezieltes Mittel ein.

Die Förderung von Hygienestandards in Tierhaltungsbetrieben ist ebenfalls unerlässlich, um die Verbreitung resistenter Bakterien einzudämmen.

Eine wichtige Maßnahme ist die Rolle des Tierhalters bei der Vorsorge und dem frühzeitigen Erkennen von Symptomen.

Indem Tierhalter regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen für ihre Hunde und Katzen in Betracht ziehen, kann die Wahrscheinlichkeit verringert werden, dass es zu schwerwiegenden Infektionen oder Erkrankungen kommt, bei denen der Einsatz von Antibiotika unausweichlich wird.

Vorsorgeuntersuchungen ermöglichen Tierärzten, mögliche Anzeichen einer Krankheit oder Infektion frühzeitig zu erkennen, bevor diese sich zu schwerwiegenden Problemen entwickeln.

Durch die regelmäßige Überprüfung von:

  • Gewicht
  • Herzgesundheit
  • Zähne

und anderen wichtigen Aspekten des Tieres können potenzielle Risikofaktoren erkannt und gezielt angegangen werden.

Der Tierhalter kann so aktiv dazu beitragen, dass das Tier gesund bleibt und Krankheiten vermieden werden.

Ebenso spielt das frühzeitige Erkennen von Symptomen eine entscheidende Rolle. Tierhalter sollten ihre Hunde und Katzen regelmäßig auf Anzeichen von Unwohlsein, wie Appetitmangel, Verhaltensänderungen, erhöhte Körpertemperatur oder veränderten Stuhlgang, beobachten.

Es ist wichtig zu betonen, dass bei fortgeschrittenen Infektionen, Wunden oder anderen schweren Krankheitsbildern oft der Einsatz von Antibiotika unvermeidbar ist.

Der rechtzeitige Besuch beim Tierarzt und die Einhaltung der empfohlenen Behandlung können jedoch dazu beitragen, dass Antibiotika nicht als letzte Option eingesetzt werden müssen.

Wir beraten dich gerne zu allen Fragen rund um dein Haustier!

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Über den Autor
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Tzt. Elisabeth Helm GPCert SAS/SAM

Tzt. Elisabeth Helm ist eine erfahrene Tierärztin mit einem breiten Spektrum an Fachwissen und Qualifikationen. Nach Abschluss ihres Studiums an der LMU München im Jahr 2010 hat sie kontinuierlich in verschiedenen Bereichen der Veterinärmedizin weitergebildet.

2018 absolvierte sie eine 2-jährige Fachausbildung im Bereich Innere Medizin für Kleintiere, gefolgt von einer weiteren 2-jährigen Fachausbildung im Bereich Chirurgie für Kleintiere. Durch ihre Arbeit in Kliniken und Praxen in England, Neuseeland und Österreich konnte sie wertvolle Erfahrungen sammeln und ihr Fachwissen vertiefen.

Im Jahr 2013 gründete Elisabeth die Tierarztpraxis Uderns im Zillertal, wo sie mit Leidenschaft und Engagement für das Wohl der Tiere arbeitet. Aktuell setzt sie ihre berufliche Entwicklung fort, indem sie sich zum Kardiologen für Hunde und Katzen weiterbildet.

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