Narkose bei Hund und Katze – Risiken und Überwachung

Tzt. Elisabeth Helm GPCert SAS/SAM
Narkose bei Hund und Katze
Jede Narkose birgt ein gewisses Risiko und verständlicherweise ist man als Tierbesitzer in Sorge um das Wohlergehen seines Vierbeiners.

Inhalt

Narkose bei Hund und Katze - Risiken und Überwachung

Narkosesicherheit in der modernen Tiermedizin

Welpe in der Tierarztpraxis

Bei fast jedem Haustier steht im Laufe seines Lebens irgendwann eine Narkose an – entweder bei einem Routineeingriff wie der Kastration oder aufgrund eines Unfalles oder schweren Erkrankung.

Jede Narkose, egal ob beim Tier oder beim Menschen, birgt ein gewisses Risiko und verständlicherweise ist man als Tierbesitzer in Sorge um das Wohlergehen seines Vierbeiners.

Was ist eine Narkose?

Durch eine Narkose wird eine Schmerzausschaltung am ganzen Körper, eine Muskelerschlaffung und eine Hypnose (tiefer Schlaf) durch Medikamente oder Narkosegase erreicht.

In der Tiermedizin müssen neben den Operationen auch alle Zahnbehandlungen und einige Untersuchungen, wie z.B. spezielle Röntgenuntersuchungen in Narkose durchgeführt werden. 

Narkose für jeden Patienten individuell

Jede Narkosemethode hat ihre Vor – und Nachteile, deshalb ist die geeignete Narkose für jeden einzelnen Patienten genau abzuwiegen. Eine komplette Untersuchung ist vor jeder Narkose unumgänglich um den Gesundheitszustand des Tieres zu beurteilen. Bei Vorerkrankungen oder Tieren ab der zweiten Lebenshälfte ist eine komplette Blutanalyse und / oder Röntgenaufnahmen von Herz und Lunge ratsam um das Narkoserisiko einschätzen zu können und die geeignete Narkose zu wählen.

Individuelle Narkose je nach Alter, Gewicht und Allgemeinzustand

Narkoserisiken minimieren

Um unerwünscht Wirkungen wie z.B. Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen, Atemdepression oder im schlimmsten Fall Herz – oder Atemstillstand vorzubeugen, werden all unsere Patienten während des gesamten Eingriffes sorgfältig überwacht. Viele Narkosezwischenfälle können dadurch frühzeitig erkannt und mit Medikamenten und Hilfsmitteln erfolgreich bekämpft werden.

Die Überwachung des Tieres erfolgt in unserer Praxis mittels Monitore und zusätzlich immer mindestens einer Person die während der gesamten Narkose das Tier beobachtet. In der Regel wird bei jedem Tier ein Venenzugang zur schnellen Gabe von Notfallmedikamenten und Infusionslösungen und ein Tubus (Schlauch in die Luftröhre) zur direkten Sauerstoffzufuhr oder Notfalls zur Beatmung, gesetzt.

Was solltest du vor der Narkose deines Tieres beachten?

Einige Narkosemittel wirken auch auf den Magen-Darmtrakt und den Gleichgewichtssinn und können somit zu Erbrechen führen. Da das Tier schläft und der Schluckreflex ausgeschaltet ist besteht die Gefahr, dass Erbrochenes in die Lunge gelangt was zu schweren Komplikationen führen kann.

Um dieses Risiko zu minimieren, sollte dein Tier ca. 12 Stunden vor einer Operation kein Futter und ca. 2 Stunden kein Wasser bekommen.
Boxer Hund beim Tierarzt

Achtung: eine absolute Ausnahme davon sind Heimtiere (Kaninchen, Meerschweinchen). Diese müssen bis zum Zeitpunkt der OP aufgrund ihres anders gestalteten Magen-Darm-Traktes fressen!

 

Vor der Operation solltest du deinem Tier nochmal die Gelegenheit bieten seine Blase und Darm zu entleeren.

Dein Vierbeiner wird vor dem Eingriff mit dir gemeinsam komplett durchgecheck und die Operation und Nachbehandlung besprochen. 

Was passiert nach der Operation?

Da es auch in der Aufwachphase zu Komplikationen kommen kann bleibt jeder Patient bis er wieder vollständig wach und geh – und stehfähig ist zur Beobachtung bei uns. Die Erholungsphase richtet sich je nach Art des Eingriffs und dem Alter und Gesundheitszustand des Patienten. Risikopatienten bleiben meist über mindestens 24 Stunden zur Beobachtung. Junge gesunde Tiere dürfen nach Routineeingriffen wie der Kastration am selben Tag noch nach Hause.

Für die Aufwachphase deines Vierbeiners verfügen wir über eine Krankenstation mit Notfall – und Intensivausstattung. Der Komfort unserer tierischen Patienten liegt uns besonders am Herzen.

Katze mit Halskragen nach einer Operation

Was ist nach einer Operation zu Hause zu beachten?

Die Tiere dürfen nicht an der Operationswunde schlecken, da sonst die Gefahr von Infektionen besteht oder die Nähte sich lösen. Zum Teil müssen die Tiere eine Halskragen oder Body als Schleckschutz tragen. Die Wundversorgung wird beim Abholen des Patienten mit euch besprochen.

Zuhause Ruhe gewährleisten

Grundsätzlich sollte das Tier nach einer OP in einer ruhigen Umgebung gehalten werden. Zu welchem Zeitpunkt das Tier nach der Operation wieder fressen darf, ist von der Art der Operation/des Eingriffes abhängig und wird individuell mit euch besprochen.

Keine Sorge falls das Tier nach der Operation keinen Appetit hat, wie beim Menschen können Narkosen zu einem flauen Gefühl und Übelkeit führen. Am Tag nach der Operation sollte dein Vierbeiner normal fressen. Gib uns bitte Bescheid, falls dein Tier gar nicht fressen will oder erbricht. 

Katzen mit Freigang sollten die ersten 24 Stunden im Haus bleiben, da die Nachwirkungen der Narkose ihre Koordinationsfähigkeit einschränken, was sie draußen in gefährliche Situationen bringen könnte.

Sehr junge oder sehr kleine Haustiere mit wenig Körperfett frieren leicht. Hier tut eine Wärmflasche (Wassertemperatur nicht höher als 40°C) gute Dienste.

In jedem Fall müssen die verordneten Medikamente in der besprochenen Dosierung und Regelmäßigkeit verabreicht werden.

Gebt uns Bescheid, falls die Tablettengabe nicht problemlos gelingt. Wir zeigen euch gerne ein paar Tricks.

Bei weiteren Fragen rund um die Narkose deines Vierbeiners sind wir für dich da.

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Über den Autor
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Tzt. Elisabeth Helm GPCert SAS/SAM

Tzt. Elisabeth Helm ist eine erfahrene Tierärztin mit einem breiten Spektrum an Fachwissen und Qualifikationen. Nach Abschluss ihres Studiums an der LMU München im Jahr 2010 hat sie kontinuierlich in verschiedenen Bereichen der Veterinärmedizin weitergebildet.

2018 absolvierte sie eine 2-jährige Fachausbildung im Bereich Innere Medizin für Kleintiere, gefolgt von einer weiteren 2-jährigen Fachausbildung im Bereich Chirurgie für Kleintiere. Durch ihre Arbeit in Kliniken und Praxen in England, Neuseeland und Österreich konnte sie wertvolle Erfahrungen sammeln und ihr Fachwissen vertiefen.

Im Jahr 2013 gründete Elisabeth die Tierarztpraxis Uderns im Zillertal, wo sie mit Leidenschaft und Engagement für das Wohl der Tiere arbeitet. Aktuell setzt sie ihre berufliche Entwicklung fort, indem sie sich zum Kardiologen für Hunde und Katzen weiterbildet.

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